Die Organspende braucht ein neues Herz
oder
Die verschenkte Solidarität
Offener Brief zum Tag der Organspende am 04.06.2022
trotz vieler erfolgreicher Kampagnen und einer stetig steigenden Spendenbereitschaft in der Bevölkerung erleben wir ein weiteres Desaster. Mit einem Einbruch der Organspenden um 29% im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr wurde ein neuer Negativrekord aufgestellt.
Wir – die betroffenen, schwer erkrankten Mitbürger*innen – sind entsetzt und verzweifelt. Diese Entwicklung ist beschämend und nicht hinnehmbar. Der europaweite Vergleich offenbart ein deutsches Systemversagen.
Für uns geht es um alles: Leben dürfen oder sterben müssen.
Wir wollen nicht länger zusehen, wie die Verantwortung zwischen Bund und Ländern, zwischen Krankenhäusern, Spitzenverbänden und der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hin- und hergeschoben wird.
- das Bundesgesundheitsministerium,
- die Gesundheitsministerien der Länder,
- die Transplantationsbeauftragten,
- den Patientenbeauftragten der Bundesregierung,
- die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG),
- die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO),
- die Bundesärztekammer (BÄK),
- die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG),
- die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN),
- die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH),
- die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG),
- die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU),
- die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI),
- den Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV Spitzenverband),
- die Initiative ProTransplant
Vor drei Jahren schöpften wir kurz Hoffnung: Alle politischen Parteien waren entschlossen, die Situation der Wartepatient*innen für eine Organspende deutlich zu verbessern. Endlich, nach langen, bitteren Jahren voller Rückschritte. In den darauffolgenden Jahren, so wurde uns versprochen, würden die neuen Gesetze wirken.
Niemand konnte und wollte sich vorstellen, was jetzt Realität ist: Aus den katastrophalen Zuständen ist ein Desaster geworden. Ein Absturz! Patientenbetreuer*innen berichten, dass sie ihre Arbeit einstellen, weil sie keine Hoffnung mehr machen können. Derzeit bleibt als einzig brauchbarer Rat für Betroffene: Verlasst Deutschland.
Gerade hat die Schweiz, kulturell und gesellschaftlich sehr gut mit Deutschland vergleichbar, die Opt- out Regelung per Volksentscheid eingeführt. Unter anderem, weil die Wartezeit für eine Niere dort bei 3 Jahren liegt, in Deutschland sind es 10 – für viele mehr als ihre durchschnittliche Lebenserwartung an der Dialyse.
Auch wir sind überzeugt, dass eine Opt-out-Regelung ein unverzichtbarer Baustein zum Erfolg ist.
Bitte beenden Sie diesen Alleingang, beenden Sie das unnötige, stille tausendfache Sterben in Deutschland!
Es ist eine Sache, an einer schweren Krankheit zu leiden, eine andere, die lebenserhaltende Hilfe nicht zu bekommen, weil die Verantwortlichen nicht umsetzen, was eine überwältigende Mehrheit eindeutig befürwortet: Mit einem Herz, einer Niere, Lunge oder Leber anderen Menschen ein neues Leben zu schenken.
Geben Sie uns Hoffnung!
Initiative ProTransplant
Wir vertreten folgende Vereine und Initiativen:
Junge Helden e.V.
Stiftung Über Leben – Initiative Organspende
Bundesverband der Organtransplantierten e.V.
Junge Nierenkranke Deutschland e.V.
Leben Spenden! e.V.
transplantiert e.V.
Transplant Kids e.V.
TransDia Sport Deutschland e.V.
Gegen den Tod auf der Organ-Warteliste e.V.
Heim Dialyse Patienten e.V.
PKD-Familiäre Zystennieren e.V.
JEMAH e.V.
HLTX e.V. Leipzig
I.G. Niere NRW e.V.
Netzwerk Organspende NRW e.V.
Selbsthilfe Organtransplantierter NRW e.V.
Organtransplantierte Ostfriesland e.V.
Regionalgruppe Osnabrück des Landesverbandes Niere Niedersachsen e.V.
Nierenselbsthilfe Hamburg e.V.
Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierte Regensburg/Straubing e.V.
Initiative Menschen auf der Warteliste bei Eurotransplant
I.G. Niere Rhein-Ahr-Eifel e.V.